Kosten und Digitalkompetenz: Hemmende Faktoren für Logistik 4.0

Im Juni letzten Jahres führte der Bitkom zum wiederholten Male eine branchenübergreifende Studie zum Status Quo der Digitalisierung im Logistikumfeld durch. Die große Mehrheit der über 500 befragten Unternehmen mit Logistikprozessen empfindet die Digitalisierung als unausweichlichen Schritt. Demgegenüber ist der Einsatz noch recht verhalten, besonders in Bezug auf neuere Technologien wie Künstliche Intelligenz und Blockchain. Woran liegt das?

Der Status Quo der Digitalisierung in Theorie und Praxis

Digitalisierung stellt direkt hinter Mautgebühren (80%) sowie Treibstoff- und Energiekosten (91%) die größte Herausforderung für die Logistikprozesse der Unternehmen dar, so 79% der Befragten. Damit wird sie noch vor dem Fachkräftemangel (70%) genannt. Dabei sind die Unternehmen sich der Notwendigkeit der Digitalisierung ihrer Logistikprozesse bewusst. 92% sehen Vorteile im beschleunigten Transport, 85% erwarten dadurch langfristig eine Kostensenkung. 79% vertrauen auf eine geringere Anfälligkeit digitalisierter Transportketten, 69% sehen darin positive Umwelteffekte. Am Nutzen digitaler Logistikprozesse zweifelt kaum ein Unternehmen mehr. Lediglich 14% glauben, dass Digitalisierung sich nur für große Unternehmen lohne.

Soweit die Theorie. Die Praxis liefert ein anderes Bild. Den größten Einsatz finden digitale Technologien derzeit im Lager: Warehouse Management-Systeme (80%) sind ähnlich wie Sensortechnologien (z.B. RFID, Barcode, GPS; 72%) am stärksten etabliert, wobei die Umfrage hier nicht nur tatsächliche Implementierungen erfasst, sondern auch solche, die noch in Planung sind. Papierlose Frachtbegleitdokumente kommen erst bei gut der Hälfte der Unternehmen zum Einsatz, obwohl das Interesse daran groß ist. Hier sind oft gesetzliche Regularien im Weg, die Dokumente in Papierform anfordern. Tablets oder Smartphones werden ebenfalls erst von der Hälfte der Unternehmen genutzt. 38% der befragten Unternehmen setzen in ihren Lagern bereits fahrerlose Staplersysteme, 35% Augmented-Reality-Lösungen und 30% Lagerroboter ein oder haben dies für die nahe Zukunft geplant.

Nur 20% arbeiten mit Datenanalysen, weitere 21% planen dies immerhin. Bei 10% kommt Predictive-Maintenance-Software zum Einsatz, bei 15% steht sie auf der Roadmap. 10% setzen auf 3-D-Druckverfahren, 8% wollen das in Zukunft tun. Künstliche Intelligenz ist nur für 6% der befragten Unternehmen ein Thema, bei weiteren8 % angedacht. Blockchain ist mit 4 bzw. 3% noch unpopulärer in der aktuellen Logistiklandschaft. Aktuell arbeiten 2% mit Transportdrohnen, 4% haben es vor.

Quo Vadis? Die Logistikbranche in zehn Jahren

Bei der Zukunftsprognose tritt der augenscheinliche Widerstand gegen die Logistik-Digitalisierung noch deutlicher zutage: Denn 71% glauben, dass bis 2030 viele Routineaufgaben durch KI übernommen werden. Wir erinnern uns: Entsprechende Lösungen finden sich aktuell nur in 6% der Unternehmen. Über die Hälfte erwartet den autonomen Warentransport, 59% sehen dies mit fahrerlosen Lieferwagen, 42% durch Drohnen realisiert.

Während im Vorjahr 66% daran glaubten, dass Anbieter digitaler Logistikplattformen in Zukunft die Big Player der Branche sein würden, so sind davon ein Jahr später bereits 76% überzeugt. Demgegenüber geben 32% der Unternehmen an, dass digitale Plattformen derzeit noch kein Thema für sie seien; bei 23% sind sie aktuell in der Diskussion. Weitere 23% der Befragten sind allerdings selbst Anbieter digitaler Plattformen, 19% planen diesen Schritt. Experten schätzen Plattformen als Game Changer an und raten Unternehmen dringend, diese nicht nur zu nutzen, sondern auch anzubieten.

Dass die Arbeit in der Logistikbranche sich durch 4.0-Lösungen stark verändern wird, daran bestehen kaum Zweifel. Viele körperliche Tätigkeiten werden, so denken 54%, von Robotern und anderen technischen Hilfsmitteln übernommen. Den Menschen kommen neue Aufgaben zu – 67% vermuten, dass diese vor allem mit Entscheidungsfindung zu tun haben werden. 80% glauben, dass für die Logistik-Jobs der Zukunft die Ausbildung eine wichtigere Rolle spielen wird als derzeit.

Nicht mangelnde Bereitschaft, sondern Mangel an Know-how

Was sind die Gründe für die Kluft zwischen der wahrgenommenen Bedeutung digitaler Technologien und deren verhaltenen Einsatz? 62% können die Digitalisierung aktuell nicht finanzieren, vor allem im Bereich Datenschutz. 53% sehen die hohen Investitionskosten als Hemmschuh für den Fortschritt ihrer Digitalisierung, 47% haben Angst vor Spionage. 27% fürchten einen Verlust von Arbeitsplätzen durch Logistik-4.0-Maßnahmen, 26% wissen nicht, ob sie den durch Digitalisierung entstehenden Bedarf an speziell ausgebildeten Fachkräften decken können.

Ganze 95% sind der Ansicht, dass Unternehmen ihre Logistik-Mitarbeiter intensiver als bisher weiterbilden müssen. Digitalkompetenz ist hier das entscheidende Stichwort.

Dass diese an Bedeutung gewinnen wird, davon gehen 74% der Unternehmen aus. Die Praxiszahlen zeugen von einer hohen Diskrepanz zwischen Idealvorstellung und Wirklichkeit: Aktuell vermitteln nur 23% ihren Mitarbeitern gezielt Digitalkompetenz, bei 44% konzentriert sich diese nur auf individuelle Personen. 16% denken zumindest über Mittel und Wege nach, die Digitalkompetenz ihrer Belegschaft zu erhöhen, in 14% der Fälle spielt dieses Thema noch keine Rolle.

Digitalisierung meistern mit Experten

Die Studie spricht Bände: Unternehmen wollen ihre Logistikprozesse digitalisieren, weil sie sich davon viele Vorteile versprechen und im Wettbewerb mithalten müssen. Neben den hohen Kosten hindert sie vor allem die mangelnde interne Digitalkompetenz daran. Wer diese schnell aufbauen will, ist mit dem temporären Einsatz eines Interim-Experten für Digitalisierung in der Logistikbranche gut beraten.

Die Interim Manager in unserem Netzwerk sind darauf spezialisiert, sich rasch in Unternehmenssituationen einzufinden und dort ihr Mandat zu erfüllen. Dieses kann in der Etablierung von Logistikprozessen und -software, aber auch in der Schulung der Mitarbeiter*innen zu digitalen Technologien und ihren Einsatzmöglichkeiten liegen. Verantwortungsbereit und mit großem Fachwissen ausgestattet können diese Berater Ihr Unternehmen in überschaubarer Zeit für die Zukunft – Logistik 4.0 – rüsten. Dabei haben wir auch Kontakt zu ausgewiesenen Experten für IT-Security. Sprechen Sie uns gerne an, damit wir Ihnen rasch die ersten validierten Profile vorlegen können.

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Lasse Seidel

Lasse Seidel ist Geschäftsführer und Gründer von persofaktum. Er ist seit über 20 Jahren im Personalmanagement aktiv. Als Interim und HR Experten beraten er und sein Team KMU, große Mittelständler und Konzerne aller Branchen. Dabei stehen Leidenschaft, exzellenter Service und partnerschaftliche Zusammenarbeit immer an erster Stelle.

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